Die Strickwarenfabrik Hirschbach wurde in der zweiten Hälfte des 19 Jh. errichtet, vor dem 1. Weltkrieg aufgestockt und unter anderem als Genossenschaftsgebäude für Heimweber genutzt.
Die Infrastruktur sollte für Stabilität im konkurrierenden Business der Heimweberei sorgen. Dennoch blieb die Konkurrenz zu groß, die Wirren der Geschichte zu nahe und die ausbeuterische Dynamik rund um das Textil untragbar. Die Genossenschaft wurde aufgelöst.
Nach Auflösung der Genossenschaft wurde das Gebäude von der Strickwarenfabrik Stiassny & Co übernommen. Anstelle von Webstühlen fanden nun Strickmaschinen Platz. Der aus Wien stammende Fabrikant übernahm in der Zwischenkriegszeit beide Fabriken in Hirschbach (Haus Nr. 11 und 110).
Die Verwaltung wurde von Wien aus gesteuert, was in der Textilbranche damals oft üblich war. Hergestellt wurden unter anderem Qualitätsstrümpfe und -handschuhe der Marke GAMMA sowie Kinderbekleidung der Firma Reißteufel. In den letzten Tagen der Strickwarenfabrik, bevor sie am 23.09.1966 ihre Pforten schloss, wurden Socken und Handschuhe für das österreichische Heer produziert. Der Bau fungierte zwar als Produktionsstätte, es wurde aber auch gewohnt und einer selbstversorgenden landwirtschaftlichen Nutzung nachgegangen.
Die infrastrukturelle Dokumentation der Waldviertler Textilstraße (Komlosy, 1990), wo erstmals in größerem Stil das 400-jährige textile Erbe des Waldviertels aufgearbeitet wurde, reicht in die 80er Jahre zurück. In akribischer Forschung wurde das zusammengetragen, was heute fast unsichtbar ist. Die Rede ist von Schauplätzen des Textils.
Fährt man heute ins nördliche Waldviertel, lassen sich, ausgestattet mit genügend Infos, Teile der textilen Landschaft erkunden. Dennoch ist der Großteil der „Textilinfrastruktur“, bis auf drei Museen, unsichtbar geworden. Eines dieser „unsichtbaren“ Objekte befindet sich entlang der Franz-Josefs-Bahn in Hirschbach, Bezirk Gmünd.
Aufgrund der Historie sowie der bisherigen Unsichtbarkeit ist die strategische Ausrichtung für ein derartiges Unterfangen klar. Wir wollen das Objekt sowie die damit zusammenhängenden Nutzungen partizipativ mit den Bewohner:innen von Hirschbach und Interessierten entwickeln.
Doch damit hängt viel mehr zusammen. Die sozioökonomische Konstellation, die räumliche Entwicklung von Kleinstädten, die strukturelle Prägung von Dorfkernen, das Leid der Heimweberei (Weberei in Heimregie, typisch für die Webkultur des nördlichen Waldviertels) und letztlich die Verkehrswege, um Webereien, Fabriken, Genossenschaften sowie Vertriebsstellen zu verbinden. Relationen, die das infrastrukturelle Wachstum über die Jahrhunderte und insbesondere während der K.u.K.-Ära verorten sowie die Misere des regionalen "Sweatshops" offenlegen.
Die Strickwarenfabrik Hirschbach und vormalige Webereigenossenschaft (Leinen- und Baumwollweberei, Strickfabrik) liegt sieben Gehminuten vom Bahnhof entfernt im Dorfzentrum. Sie fällt durch ihre unverhältnismäßige Größe zu den restlichen Gebäuden im Umkreis auf, wobei sich die vormalige Nutzung, außer dem Hinweis einer vergilbten Plakette zur Textilstraße am Hauseingang, vorerst nicht erschließt.
Bevor es losgeht, müssen manche Bereiche saniert werden. Denkmalschutz steht auch im Raum. Einwohner:innen, Kreative, Bildungseinrichtungen, Studierende und Start-ups zeigen bereits Interesse, involviert zu werden. Ein Potpourri an partizipativer Aktivierung, struktureller Instandsetzung sowie Aktivitätendiversität, das wir bündeln möchten. Die Struktur soll sich flexibel darauf ausrichten können. Der Mix aus Arbeit und Kultur, der Esprit der Offenheit nach innen sowie nach außen soll Impulse bieten.
Wir sind Barbara Calas-Reiberger und David Calas, ein Architektenpaar, das sich der ehemaligen Textilfabrik Hirschbach angenommen hat.
Barbara wuchs im Waldviertel auf und kennt die Textilfabrik schon von Omas Erzählungen. Als Architekturschaffende legt sie großen Wert auf einen schonenden Umgang mit bestehender Bausubstanz und engagiert sich zudem für die Vermittlung von Baukultur.
David hingegen wuchs multilokal auf und fühlt sich daher sowohl zu Stadt als auch Land hingezogen. Als Planer verbindet er unterschiedliche Maßstäbe und integriert soziokulturelle Aspekte. Praktische Anwendung und Forschung sind ihm wichtig, weshalb er neben der Praxis als Architekt auch akademisch tätig ist.
Zusammen betreiben wir ein Büro, wo wir Architekturprojekten, Beratungen für ländliche Gemeinden hinsichtlich Ortsplanung sowie Forschungsunterfangen nachgehen.
In den Sommermonaten steht der ehemalige Maschinenraum für vielfältige Zwischennutzungen zur Verfügung. Dieser eignet sich beispielsweise für Ausstellungen, Fotoshootings, Workshops oder Vorträge.
Geschichte der Textilfabrik
Die Strickwarenfabrik Hirschbach wurde in der zweiten Hälfte des 19 Jh. errichtet, vor dem 1. Weltkrieg aufgestockt und unter anderem als Genossenschaftsgebäude für Heimweber genutzt.
Die Infrastruktur sollte für Stabilität im konkurrierenden Business der Heimweberei sorgen. Dennoch blieb die Konkurrenz zu groß, die Wirren der Geschichte zu nahe und die ausbeuterische Dynamik rund um das Textil untragbar. Die Genossenschaft wurde aufgelöst.
Nach Auflösung der Genossenschaft wurde das Gebäude von der Strickwarenfabrik Stiassny & Co übernommen. Anstelle von Webstühlen fanden nun Strickmaschinen Platz. Der aus Wien stammende Fabrikant übernahm in der Zwischenkriegszeit beide Fabriken in Hirschbach (Haus Nr. 11 und 110).
Die Verwaltung wurde von Wien aus gesteuert, was in der Textilbranche damals oft üblich war. Hergestellt wurden unter anderem Qualitätsstrümpfe und -handschuhe der Marke GAMMA sowie Kinderbekleidung der Firma Reißteufel. In den letzten Tagen der Strickwarenfabrik, bevor sie am 23.09.1966 ihre Pforten schloss, wurden Socken und Handschuhe für das österreichische Heer produziert. Der Bau fungierte zwar als Produktionsstätte, es wurde aber auch gewohnt und einer selbstversorgenden landwirtschaftlichen Nutzung nachgegangen.
Die infrastrukturelle Dokumentation der Waldviertler Textilstraße (Komlosy, 1990), wo erstmals in größerem Stil das 400-jährige textile Erbe des Waldviertels aufgearbeitet wurde, reicht in die 80er Jahre zurück. In akribischer Forschung wurde das zusammengetragen, was heute fast unsichtbar ist. Die Rede ist von Schauplätzen des Textils.
Doch damit hängt viel mehr zusammen. Die sozioökonomische Konstellation, die räumliche Entwicklung von Kleinstädten, die strukturelle Prägung von Dorfkernen, das Leid der Heimweberei (Weberei in Heimregie, typisch für die Webkultur des nördlichen Waldviertels) und letztlich die Verkehrswege, um Webereien, Fabriken, Genossenschaften sowie Vertriebsstellen zu verbinden. Relationen, die das infrastrukturelle Wachstum über die Jahrhunderte und insbesondere während der K.u.K.-Ära verorten sowie die Misere des regionalen "Sweatshops" offenlegen.
Fährt man heute ins nördliche Waldviertel, lassen sich, ausgestattet mit genügend Infos, Teile der textilen Landschaft erkunden. Dennoch ist der Großteil der „Textilinfrastruktur“, bis auf drei Museen, unsichtbar geworden. Eines dieser „unsichtbaren“ Objekte befindet sich entlang der Franz-Josefs-Bahn in Hirschbach, Bezirk Gmünd.
Die Strickwarenfabrik Hirschbach und vormalige Webereigenossenschaft (Leinen- und Baumwollweberei, Strickfabrik) liegt sieben Gehminuten vom Bahnhof entfernt im Dorfzentrum. Sie fällt durch ihre unverhältnismäßige Größe zu den restlichen Gebäuden im Umkreis auf, wobei sich die vormalige Nutzung, außer dem Hinweis iner vergilbten Plakette zur Textilstraße am Hauseingang, vorerst nicht erschließt.
Aufgrund der Historie sowie der bisherigen Unsichtbarkeit ist die strategische Ausrichtung für ein derartiges Unterfangen klar. Wir wollen das Objekt sowie die damit zusammenhängenden Nutzungen partizipativ mit den Bewohner:innen von Hirschbach und Interessierten entwickeln.
Bevor es losgeht, müssen manche Bereiche saniert werden. Denkmalschutz steht auch im Raum. Einwohner:innen, Kreative, Bildungseinrichtungen, Studierende und Start-ups zeigen bereits Interesse, involviert zu werden. Ein Potpourri an partizipativer Aktivierung, struktureller Instandsetzung sowie Aktivitätendiversität, das wir bündeln möchten. Die Struktur soll sich flexibel darauf ausrichten können. Der Mix aus arbeit und Kultur, der Esprit der Offenheit nach innen sowie nach außen soll Impulse bieten.
Wir sind Barbara Calas-Reiberger und David Calas, ein Architektenpaar, das sich der ehemaligen Textilfabrik Hirschbach angenommen hat.
Barbara wuchs im Waldviertel auf und kennt die Textilfabrik schon von Omas Erzählungen. Als Architekturschaffende legt sie großen Wert auf einen schonenden Umgang mit bestehender Bausubstanz und engagiert sich zudem für die Vermittlung von Baukultur.
David hingegen wuchs multilokal auf und fühlt sich daher sowohl zu Stadt als auch Land hingezogen. Als Planer verbindet er unterschiedliche Maßstäbe und integriert soziokulturelle Aspekte. Praktische Anwendung und Forschung sind ihm wichtig, weshalb er neben der Praxis als Architekt auch akademisch tätig ist.
Zusammen beitreiben wir ein Büro, wo wir Architekturprojekten, Beratungen für ländliche Gemeinden hinsichtlich Ortsplanung sowie Forschungsunterfangen nachgehen.
Raumbuchung
In den Sommermonaten steht der ehemalige Maschinenraum für vielfältige Zwischennutzungen zur Verfügung. Dieser eignet sich beispielsweise für Ausstellungen, Fotoshootings, Workshops oder Vorträge.
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Einblicke in die Textilfabrik
dieTextilfabrik
Vitiser Straße 110
3942 Hirschbach
info@dietextilfabrik.at
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