Termine:
21. Juni 19:00 Uhr: Ausstellungseröffnung
jeden Dienstag (9. Juli – 13. September 2024) ab 18:30 Uhr: Erzählabende und historische Spaziergänge
9. Juli: Barbara Oberndorfer: Dorfplatz St. Andrä-Wördern
16. Juli: Karl A. Immervoll: Historischer Spaziergang – Jüdisches Heidenreichstein
23. Juli: Andrea Komlosy: Textile Geschichte in und um Heidenreichstein
30. Juli: Karl A. Immervoll: Historischer Spaziergang – Die Evangelischen und die Gründung der Pfarre Heidenreichstein-Gmünd
06. August: Josef Wallenberger: Leerstand mit Aussicht
13. August: Barbara Reiberger: Leerstandsaktivierung der ehemaligen Strickwarenfabrik Hirschbach
20. August: Karl A. Immervoll: Führung durch die Ausstellung – Textile Geschichte
27. August: Karl A. Immervoll: Historischer Spaziergang Arbeiterbewegung und Sozialdemokratie in Heidenreichstein
03. September: Karl A. Immervoll: Historischer Spaziergang – Christlich-soziale Bewegung und die Gründung der Margithöhe
13. September: Finissage
Leerstandsaktivierung der ehemaligen Strickwarenfabrik Hirschbach im Waldviertel.
Textiles Erbe
Die infrastrukturelle Dokumentation der Waldviertler Textilstraße (Komlosy, 1990), wo erstmals in größerem Stil das 400-jährige textile Erbe des Waldviertels aufgearbeitet wurde, reicht in die 80er Jahre zurück. In akribischer Forschung wurde das zusammengetragen, was heute fast unsichtbar ist. (...)
Die infrastrukturelle Dokumentation der Waldviertler Textilstraße (Komlosy, 1990), wo erstmals in größerem Stil das 400-jährige textile Erbe des Waldviertels aufgearbeitet wurde, reicht in die 80er Jahre zurück. In akribischer Forschung wurde das zusammengetragen, was heute fast unsichtbar ist. Die Rede ist zwar von Schauplätzen des Textils, damit hängt jedoch viel mehr zusammen. Die sozioökonomische Konstellation, die räumliche Entwicklung von Kleinststädten, die strukturelle Prägung von Dorfkernen, das Leid der Heimweberei (Weberei in Heimregie, typisch für die Webereikultur des nördlichen Waldviertels) und letztlich die Verkehrswege um Webereien, Fabriken, Genossenschaften sowie Vertriebsstellen zu verbinden. Relationen, die das infrastrukturelle Wachstum über die Jahrhunderte und insbesondere während der K.u.K.-Ära verorten sowie die Misere des regionalen „Sweatshops“ offenlegen.
Unsichtbare Gegenwart
Fährt man heute ins nördliche Waldviertel, lassen sich, ausgestattet mit genügend Infos, Teile der textilen Landschaft erkunden. Dennoch ist der Großteil der „Textilinfrastruktur“, bis auf drei Museen, unsichtbar geworden. Eines dieser „unsichtbaren“ Objekte befindet sich entlang der Franz-Josefs-Bahn (...)
Fährt man heute ins nördliche Waldviertel, lassen sich, ausgestattet mit genügend Infos, Teile der textilen Landschaft erkunden. Dennoch ist der Großteil der „Textilinfrastruktur“, bis auf drei Museen, unsichtbar geworden. Eines dieser „unsichtbaren“ Objekte befindet sich entlang der Franz-Josefs-Bahn in Hirschbach, Bezirk Gmünd. Die Strickwarenfabrik Hirschbach und vormalige Webereigenossenschaft (Leinen- und Baumwollweberei, Strickfabrik) liegt sieben Gehminuten vom Bahnhof entfernt im Dorfzentrum. Sie fällt durch ihre unverhältnismäßige Größe zu den restlichen Gebäuden im Umkreis auf, wobei sich die vormalige Nutzung, außer dem Hinweis einer vergilbten Plakette zur Textilstraße am Hauseingang, vorerst nicht erschließt.
Aktive Zukunft
Aufgrund der Historie sowie der bisherigen Unsichtbarkeit ist die strategische
Ausrichtung für ein derartiges Unterfangen klar. Wir wollen das Objekt sowie die damit zusammenhängenden Nutzungen partizipativ mit den Bewohner:innen von Hirschbach und Interessierten
entwickeln. (...)
Aufgrund der Historie sowie der bisherigen Unsichtbarkeit ist die strategische Ausrichtung für ein derartiges Unterfangen klar. Wir wollen das Objekt sowie die damit zusammenhängenden Nutzungen partizipativ mit den Bewohner:innen von Hirschbach und Interessierten entwickeln. Bevor es losgeht, müssen manche Bereiche saniert werden. Denkmalschutz steht auch im Raum. Einwohner:innen, Kreative, Bildungseinrichtungen, Studierende und Start-ups zeigen bereits Interesse, involviert zu werden. Ein Potpourri an partizipativer Aktivierung, struktureller Instandsetzung sowie Aktivitätendiversität, das wir bündeln möchten. Die Struktur soll sich flexibel darauf ausrichten können. Der Mix aus Arbeit und Kultur, der Esprit der Offenheit nach innen sowie nach außen sollen Impulse bieten.
Geschichte der Textilfabrik
Die Strickwarenfabrik Hirschbach wurde in der zweiten Hälfte des 19 Jh. errichtet, vor dem 1. Weltkrieg aufgestockt und unter anderem als Genossenschaftsgebäude für Heimweber genutzt. (...)
Die Strickwarenfabrik Hirschbach wurde in der zweiten Hälfte des 19 Jh. errichtet, vor dem 1. Weltkrieg aufgestockt und unter anderem als Genossenschaftsgebäude für Heimweber genutzt. Die Infrastruktur sollte für Stabilität im konkurrierenden Business der Heimweberei sorgen. Dennoch blieb die Konkurrenz zu groß, die Wirren der Geschichte zu nahe und die ausbeuterische Dynamik rund um das Textil untragbar. Die Genossenschaft wurde aufgelöst. Nach Auflösung der Genossenschaft wurde das Gebäude von der Strickwarenfabrik Stiassny & Co übernommen. Anstelle von Webstühlen fanden nun Strickmaschinen Platz. Der aus Wien stammende Fabrikant übernahm in der Zwischenkriegszeit beide Fabriken in Hirschbach (Haus Nr. 11 und 110). Die Verwaltung wurde von Wien aus gesteuert, was in der Textilbranche damals oft üblich war. Hergestellt wurden unter anderem Qualitätsstrümpfe und -handschuhe der Marke GAMMA sowie Kinderbekleidung der Firma Reißteufel. In den letzten Tagen der Strickwarenfabrik, bevor sie am 23.09.1966 ihre Pforten schloss, wurden Socken und Handschuhe für das österreichische Heer produziert. Der Bau fungierte zwar als Produktionsstätte, es wurde aber auch gewohnt und einer selbstversorgenden landwirtschaftlichen Nutzung nachgegangen.
In den Sommermonaten steht der ehemalige Maschinenraum für vielfältige Zwischennutzungen zur Verfügung. Dieser eignet sich beispielsweise für Ausstellungen, Fotoshootings, Workshops oder Vorträge.
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Über uns
Wir sind ein Architektenpaar, das sich der ehemaligen Textilfabrik Hirschbach angenommen hat. Während Barbara, aufgewachsen im Waldviertel, sich auf Denkmalpflege, Bauen im Bestand und Architekturvermittlung spezialisiert hat, ist David in der akademischen Lehre sowie selbstständiger Praxis unterwegs.